AuFs WoRt! → pied-à-terre
Jeden Tag benutzt man unzählige Wörter. Benutzt sie beim Sprechen. Schreibt sie auf Papier oder tippt sie in den Computer. Mal bewusst, mal unbewusst. Denkt mal mehr, mal weniger lang über die Wortwahl nach. Dabei verändern sich Wörter in der Wahrnehmung. Manchmal auch ihre Klarheit oder die Sicherheit bei ihrer Nutzung. Sagt man das wirklich so? Wird das tatsächlich auf diese Weise geschrieben? Auch das Lesen bringt einen mit Wörtern zusammen. Viele davon sind seit Kindheitstagen bekannt, manche eher neu im eigenen Wortschatz. Und dann gibt es da noch die Wörter und Ausdrücke, von denen man noch nie gehört hat – über die man sich aber sogleich freut. Man hat sie zwar noch nie eingesetzt, versteht sich aber auf Anhieb mit ihnen. Sie sind interessant und treffend. Manchmal stammen sie aus anderen Zeiten. Und manchmal hat man genau nach ihnen gesucht und wusste nur nicht, dass es sie bereits gibt. Eine Beschäftigung mit ihnen lohnt sich.

Diesmal in den eindrücklichen Ausdrücken:
pied-à-terre
Wodurch auf das Wort „pied-à-terre“ gestoßen?
Beim Lesen von Stefan Zweigs „Die Welt von Gestern“. Das Buch ist ein Klassiker der Exilliteratur. Wer es noch nicht gelesen hat, der sollte es unbedingt tun. Über den Zustand – die Schönheit und den Frieden – Europas vor den beiden Kriegen zu lesen, ist herzzerreißend. Alles ist aus der Erinnerung des Österreichers Zweig, der sein Hab und Gut komplett verlor und im Exil zwischen 1939 und 1942 sein Leben als Europäer zu Papier brachte, aufgezeichnet. Ohne Material zum Nachlesen mag der Wahrheitsgehalt von Einzelheiten daher fehlbar sein. Doch zum geschichtlichen Verständnis, dem europäischen Gedanken, der Kunst und Kultur Anfang des 20. Jahrhunderts, trägt das Werk einprägsam bei. Dank des unkomplizierten, fast modernen, in jedem Fall gekonnten und schönen Ausdrucks, packt einen die Geschichte – die wahre Geschichte, die Weltgeschichte – umso mehr. Absolut lesenswert. Der Begriff „pied-à-terre“ taucht in diesem Buch auf und wird in seiner Bedeutung zur damaligen Zeit erklärt.
Das Wort „pied-à-terre“ in seinem Ursprung
Wie man auf Anhieb sieht und hört, ist das Wort „pied-à-terre“ französischen Ursprungs. Genau gesagt sind es drei Worte. Pied = Fuß / à = auf / terre= Boden. „Fuß-auf-dem-Boden“ würde man übersetzt auf Deutsch sagen. In der deutschen Sprache denkt man sogleich an den Ausspruch „keinen Fuß auf den Boden bekommen“, stellvertretend für „erfolglos sein“. Das gegenteilige „Fuß auf den Boden bekommen“ ist weniger bekannt. Auch wird eine reine Übersetzung ins Deutsche der Bedeutung nicht gerecht. Doch „Pied-à-terre“ kann auch mit „Ausgangspunkt“ übersetzt und in Verbindung gebracht werden, und damit kommen wir der Sache schon einmal näher.

Pied-à-terre als Ausdruck, der für „Ausgangspunkt“ steht.
„Pied-à-terre“ im aktuellen Sprachgebrauch
Die gängigen Online Wörterbücher übersetzen „Pied-à-terre“ mit „Bleibe“, und bevorzugt mit „Zweitwohnung“ oder gar „Nebenwohnung“. Tatsächlich ist das „pied-à-terre“ ein Begriff geworden, der schon fast Synonym für einen modernen Problemfall ist: Reiche Menschen kaufen sich, in deutlicher Entfernung zu ihrem Hauptwohnsitz, in der City eine kleine Wohnung. In dieser wohnen sie nur von Zeit zu Zeit, sporadisch, meist deutlich weniger als die Hälfte des Jahres. Sie nutzen ihr „pied-à-terre“, um sich an den Vorzügen des Großstadtlebens zu erfreuen, um Infrastruktur und Serviceangebot (Theater, Ärzte etc.) zu nutzen, im Rahmen der Arbeit – oder zur Vermietung. Dies alles klingt erst einmal recht clever und smart, bringt jedoch einige Nachteile mit sich. Denn die städtischen Wohngebiete, in denen es keine „echten“ Bewohner, keinen Alltag, keinen Einsatz, keinen Austausch oder Nachbarschaftshilfe gibt, veröden. Zudem wird Wohnraum aufgrund der Knappheit für die „echten“ Stadtbewohner teurer. In beliebten Städten wie Paris, Amsterdam oder New York ist das ein großes Problem. „Pied-à-terre“ hat im heutigen Gebrauch also einen eher negativen Touch.
„Pied-à-terre“ in seiner reinsten Verwendung
Und nun kommen wir endlich zu dem Punkt, warum ich persönlich dieses Wort „pied-à-terre“ so bezaubernd finde. Den Ausdruck schätze und verehre. Denn er fehlte in meinem Sprachgebrauch bisher. Was ich zuvor als „Basis“ ausgedrückt hätte, vielleicht noch mit „Ausgangspunkt“ umschrieben, hat einen klangvollen Titel bekommen. Dank Stefan Zweig und seinem oben erwähnten Werk „Die Welt von gestern“ – Kapitel Umwege auf dem Wege zu mir selbst – kommt das „pied-à-terre“ zu seinem glanzvollen Auftritt. Von einem „stabilen Punkt“ ist die Rede, „von dem aus man wandert, und zu dem man immer wieder zurückkehrt“. Von seiner kleinen Wohnung in Wien, seinem Erstwohnsitz, spricht Stefan Zweig. Keine wirkliche Bleibe. Stattdessen ein „pied-à-terre“, wie die Franzosen eindringlich sagen. Eine Wohnung, die nicht viel mehr als eine Adresse ist. Absichtlich klein gewählt, in der Vorstadt liegend, nicht kostspielig. Bloß nicht festwohnen!, so lautet Zweigs Motto, das ihm später ungeplant und unvorhergesehen in seinem Leben noch eine große Hilfe sein wird. Nicht „sentimentalisch“ an einen Ort gebunden sein. Sicht nicht binden. Provisorisch leben. Eben nicht mehr als ein „pied-à-terre“, ein Fuß als Berührung mit dem Erdboden – an einem zufällig gewählten Ort. Ein schöner Gedanke für einen freiheitsliebenden Texter. Ein eindrücklicher Ausdruck für einen Schreibenden.
Das Wort „pied-à-terre“ hat mehr verdient
Da AuFs WoRt mit Leidenschaft und Freude einen Texter Blog führt, kann praktischerweise die Gelegenheit genutzt werden, vergessenen Wörtern wieder auf die Sprünge zu helfen, Sichtbarkeit und Reichweite zu erweitern. Verschafft sich „pied-à-terre“ als SEO Content einen Rang? Findet man diese, nur ihm gewidmete Seite, im Internet? Mit jeder Schreibtätigkeit von AuFs WoRt geht es stets darum
- (überbordende) Ideen zu nutzen und zu entwickeln
- jegliches Thema zu bearbeiten und aufzubereiten
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Über mich
Ich habe im Frühjahr 2020 mein Unternehmen AuFs WoRt – Text & WortArt www.aufswort.art gegründet und bin seitdem als freie Texterin in Freiburg im Breisgau tätig. Zunächst für Unternehmen aus „meinem“ Bereich Tourismus im Einsatz, kamen schnell Aufträge aus anderen Themenbereichen, z.B. Nahrung und Lifestyle, hinzu. Neben Texterstellung sind insbesondere meine Marketing Übersetzungen, aus dem Französischen oder Englischen ins Deutsche, gefragt. Sofern es die Auftragslage zulässt arbeite ich gern an eigenen Projekten, texte, probiere aus (siehe EigenArt), bilde mich weiter – und lerne dazu.
Ein wunderbares Wort gelernt und ein Buch auf die Leseliste gesetzt – Merci!
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Hallo Eva Maria, das freut mich sehr, dass Du dich auch so über Wörter freust 🙂 Ich halte die Augen schon offen nach dem nächsten. Motto heißt schließlich: AuFs WoRt ;-). Bis bald!
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